WARUM WIRD DER MARKETING-SPRECH 

SO OFT GEGENÜBER KUNDEN ANGEWANDT?

WAS IST DAS MARKETING-BLA-BLA?

Kennst du das?
Du rufst bei einer Agentur an, eigentlich ganz harmlos, einfach nur mal hören, ob die dir helfen könnten.
Und zack: schon beim ersten Telefonat wirst du mit Buzzwords beworfen, als hätten sie ’ne Flatrate fürs Phrasen-Bingo abgeschlossen.


„Ganzheitlicher Ansatz…“
„Synergiepotenziale…“
„Agile Candidate Journey…“


Du legst fast den Hörer wieder auf, weil du dich fragst: Geht’s hier um Recruiting oder um einen Yoga-Kurs mit Marketing-Slang?

Marketing-Blabla

BULLSHIT-SPRECH


Du hast den Senior Account Manager Produktion Management asap am Hörer und dieser schlägt ein Chemistry Meeting   mit der Target Audience vor, um die Key Visuals für das WOM zu besprechen und die Sichtbarkeit bei der Zielgruppe zu launchen?


Häh? Bitte was? “ denkst du nun verunsichert und nachdem dir  die Fragezeichen aus dem Gesicht gefallen sind, verabschiedest du dich just in time und denkst bis EOB nach, was der Typ eigentlich von dir wollte.

Ein Paradebeispiel für Marketingsprech: klingt nach Business-Class, ist aber Economy-Content.


Übersetzung


Und jetzt mal Butter bei die Fische:
Eigentlich ging’s bei diesem Telefonat doch nur um einen ersten Termin: so ein Kennenlernen, bei dem man schaut, ob die Chemie passt.

Die Target Audience? Ganz banal: die Leute, die beim Termin dabei sind.
Die Key Visuals? Wiederkehrende Bilder einer Kampagne.
Und WOM – Word of Mouth – ist nichts weiter als gute alte
Mundpropaganda, damit möglichst viele relevante Leute von dir hören.

Klingt simpel, oder?
Der Spruch von oben war natürlich bewusst übertrieben und mal ehrlich: bei einem echten Erstgespräch wird kaum jemand gleich mit der vollen Buzzword-Kanone auf dich schießen.

Aber du merkst schon, worauf ich hinaus will:
Wenn man Dinge auch normal erklären kann, warum verpackt man sie dann in drei Sprachen und fünf Marketing-Buzzwords?

Was soll man mit solchen Phrasen anfangen?

Mal ehrlich:
Ist es wirklich „cool“, sich so ein Sprüche-Bullshit-Bingo draufzuschaffen und das dann bei jedem, der nicht schnell genug wegläuft, runterzurattern?


Warum eigentlich nicht einfach wie ein normaler Mensch reden, so ganz ohne Theater, ohne Buzzword-Feuerwerk, ohne dass der Kunde nach dem dritten Satz geistig abschaltet?

Gibt es MARKETING-SPRECH in der Praxis wirklich?

Bei meinem früheren Job im Marketing durfte ich den Website-Relaunch begleiten, inklusive Auswahl der Agentur.
Also Lastenheft geschrieben, Kandidaten eingeladen, Bühne frei.

Da saßen auch richtig große Namen am Tisch. Eine „Top-Agentur“ schickte sogar ihren Head-of-Irgendwas samt Sidekick.

Sah wichtig aus, klang aber wie: „Buzzword-Bullshit-Bingo, jetzt auch in 90 Minuten Länge.“


Respekt an meine damaligen Chefs, dass sie das durchgehalten haben, ohne laut zu lachen oder direkt ins Koma zu fallen.

Problem: Dieser Wahnsinns-Über-Manager hatte es null kapiert, die Werber-Brille mal abzunehmen. Kein normales Gespräch, kein Anschluss zum Kunden, sondern einfach nur Agentur-Selbstbespaßung.


Rate, wer den Auftrag nicht bekommen hat.

Genau.


Stattdessen ging er an eine kleinere, unbekannte Agentur, die verstanden hat:
Sprich wie ein Mensch, nicht wie ein PowerPoint-Skript.
Und soweit ich weiß, arbeiten die bis heute noch mit meinem alten Arbeitgeber zusammen.


Denglisch denglisch denglisch

Schon bei der Ausbildung zum Social-Media- oder Online-Marketing-Manager stößt man immer wieder an seine Fremdwort-Grenzen. 


Mein Lieblingssatz ist nach wie vor:


Wir attribuieren Performance Indikatoren zu Marketing und onsite-Touchpoints, aber die raison d´etré ist tricky wegen ungenauem client-site-tracking “!!!!! 


Schön, nicht wahr? 


Dabei bedeutet dieses unsägliche Bla-Bla eigentlich die Zuteilung und die Schwierigkeit ungenauer Daten einer Website, die an einen Tool-Anbieter weitergeleitet werden.


WARUM bitte, kann man das nicht anders, als in diesem Marketing-Bla-Bla und dem unsäglichen Denglisch – und hier noch mit FRANZÖSISCHEM Einstreu – ausdrücken?


Ich verstehe ja grundsätzlich die Notwendigkeit sich gewisser Fachwörter zu bedienen, denn manchmal geht es nicht anders, weil entsprechende deutsche Bedeutungen fehlen.

In Fachkreisen finde ich das auch in Ordnung, da jeder Beteiligte mit den Begriffen etwas anzufangen weiß.

Icon Computer und Handy

KAUDERWELSCH IST UNCOOL

Aber – ABER!! – was genau ist eigentlich so geil daran, Kund*innen mit Fachchinesisch vollzutexten?
Glaubt man wirklich, dass jede Person, die bei einer Agentur anruft, automatisch ein Diplom in Medienwissenschaften in der Schublade liegen hat?

Eine Agentur sollte Kunden beraten und begleiten und nicht ihnen das Gefühl geben, beim nächsten Meeting ein Wörterbuch fürs Bullshit-Bingo zücken zu müssen, nur um die Worthülsen zu verstehen.

Fühlst du dich ernsthaft gut aufgehoben, wenn du nebenbei Google Translate aufmachst, um überhaupt zu checken, was da gerade erzählt wird? Eben.

Klar, dieser Post ist mit Augenzwinkern gemeint und nein, nicht alle Agenturen sind so. Viele reden tatsächlich mit Kund*innen wie mit normalen Menschen. (Props an die!)
Aber mal ehrlich:

In Fachrunden, Workshops, Konferenzen: go wild, schmeiß mit Buzzwords, da versteht’s die Crowd (meistens).

Nur: beim Kunden, um Kompetenz zu beweisen oder gar Überlegenheit?
Nope. Eindeutig nein.

MCS Marketing, 03.09.2025